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Geschichte der Feuerwehr Traubing

Historische Standarte der Traubinger Feuerwehr. Die Standarte markierte damals den Standort der Einsatzleitung.

Chronik der Feuerwehr Traubing

Feuerwehr Traubing im Jahr 1893

Der Brand unserer Pfarrkirche Mariae Geburt im Jahre 1822 und die Feuersbrünste von 1861 sowie 1863, bei denen in Traubing zwei bzw. vier nebeneinander stehende Anwesen niederbrannten, belegen, wie hilflos man seinerzeit der Feuersgefahr ausgeliefert war. Selbst kleine Brände wuchsen sich zu verheerenden Feuersbrünsten aus. Großbrände zeigten immer wieder: Man war für die Brandbekämpfung zu schlecht organisiert, ungenügend ausgerüstet, zu wenig zahlreich oder zu spät alarmiert und letztlich den Anforderungen nicht gewachsen. Daran änderte auch die distriktspolizeiliche Feuerlöschordnung, welche die Ortsbewohner zum aktiven Feuerwehrdienst in einer sogenannten „Pflichtfeuerwehr“ heranzog, wenig. Eine solche Pflichtfeuerwehr bestand in Traubing bereits vor Gründung der Freiwilligen Feuerwehr und wurde bis etwa 1906 beibehalten. Mit der Dienstverpflichtung der Bürger allein war kein ausreichender Brandschutz gewährleistet.

 

Vor diesem Hintergrund, sowie einer wachsenden Einwohnerzahl, wurde die Freiwillige Feuerwehr Traubing am 12. Januar 1874 gegründet. Im Gründungsjahr gehörten der Freiwilligen Feuerwehr zehn Mitglieder an. Als Löschmaschine war eine von Hand betriebene Druckspritze der Pflichtfeuerwehr und als weitere Ausrüstung eine gemeindliche Feuerleiter vorhanden. Da die Druckspritze das Löschwasser nicht selbst ansaugen konnte, musste das Wasser im Brandfall ständig mit Löscheimern nachgefüllt werden. In späteren Jahren diente eine Jauchepumpe als Wasserzubringer.

 

Große Bedeutung hatte in den Gründerjahren das gesellige Vereinsleben. So wurde bald ein Trinkhorn angeschafft und später eine Gesangsgruppe zur Einübung von Feuerwehrliedern ins Leben gerufen. Jährlich wurden bis zu vier Quartalsübungen abgehalten. Eine amüsante Begebenheit hierzu schildert das Protokollbuch für das Jahr 1883:

 

„Die auf den 17ten Juni anberaumte 2te Quartalsübung wurde Punkt 12 Uhr vorgenommen und begann mit den Fußübungen, welche trefflich von statten gingen. Hierauf wollte man die Übung mit der Löschmaschine vornehmen, welche leider unterbleiben mußte, da die Schläuche nicht aufgefunden werden konnten. Dies ging nämlich so zu. Als Bürgermeister Sepp die Löschmaschine zum Anstreichen brachte, legte er die Schläuche in den Steigerkarren, wovon Requisitenmeister nichts wußte. Bürgermeister war an diesem Tag in Geschäften in Starnberg, und aus diesem Grunde konnten die Schläuche nicht gefunden werden, was allerdings bei den Feuerwehr-Männern einigen Mißmut erzeugte, bei den auswärtigen Zuschauern aber zu Spötteleien Anlaß gab.“

 

Zur Ehrenrettung sei jedoch darauf hingewiesen, dass sich die Freiwillige Feuerwehr Traubing bereits in den Anfangsjahren in Übungen und Einsätzen vielfach bewährt und ausgezeichnet hat.

 

Protokollnotiz aus dem Jahre 1905:

„Bei der 2. Schulübung wurden zuerst die Fußübungen gemacht, welche gut von statten gingen, dann wurde das Anwesen des Herrn Ringer, Schneidermeister, als Brandobjekt ausersehen und im Eilmarsch wurde es umringt und mit Wasser überschüttet.“

 

Im Jahr 1906 vermerkte der Schriftführer nach einem erfolgreichen Einsatz bei einem Brand in Machtlfing:

„Hier ist wieder ein gutes Beispiel, wie eine vortrefflich geschulte Feuerwehr mit festen Zusammengreifen und Liebe zur Feuerwehr im Stande ist, noch das Wenige zu retten, was sonst nicht mehr möglich wäre. Möge unsere Gemeinde, sowie die umliegenden Ortschaften von ferneren Brandunglücken verschont bleiben, das walte Gott.“

 

Die Freiwillige Feuerwehr beschaffte 1913 eine fahrbare mechanische Schubleiter. Kriegsbedingt mussten in den Jahren 1914 bis 1918 alle Traubinger Männer der Freiwilligen Feuerwehr beitreten, da viele Mitglieder zum Heeresdienst einberufen wurden und im Felde standen. 1927 war Traubing das erste Dorf im Landkreis, dessen Feuerwehr mit einer Motorspritze ausgestattet wurde. Die Magirus-Lafettenspritze erzeugte einen - für damalige Verhältnisse - kolossalen Hochdruck und bewährte sich z. B. beim Brand des Klostergutes Kerschlach im Jahr 1930 hervorragend. Bis zum Eintreffen der Traubinger Spritze warfen die verzweifelten Klosterschwestern „verschiedene Reliquien ins Feuermeer und sprengten Dreikönigs- und Weihwasser.“

 

Die Herrschaft der Nationalsozialisten brachte ab 1933 tiefgreifende Änderungen für das Feuerwehrwesen: Die Feuerwehrführung wurde nicht mehr demokratisch gewählt, sondern vom Bürgermeister ernannt. Die Uniformierung wurde vereinheitlicht. Die Ausbildung der Feuerwehrmänner wurde reformiert, wobei die Ausbildungsinhalte bereits der Kriegsvorbereitung dienten. Die systematische Zerschlagung der demokratisch gewachsenen Feuerwehrorganisation fand durch die gesetzlich festgelegte Auflösung der Feuerwehrvereine und die zwangsweise Umwandlung der Freiwilligen Feuerwehren in eine Hilfspolizeitruppe unter staatlicher Aufsicht, genannt „Feuerlöschpolizei“, 1938 ihren Abschluss. Die Kommandanten hießen nun Wehrführer, Feuerwehrübungen wurden zu Appellen. Die Jahre 1943 und 1944 erforderten wegen der häufigen Luftangriffe auf München eine ständige Einsatzbereitschaft. Im Juli 1944 war eine Löschgruppe aus Traubing nach einem Bombenangriff 24 Stunden in München im Einsatz, um fünf Großbrände zu löschen. Mit Kriegsende war das nationalsozialistisch geprägte Feuerwehrwesen erloschen. Übungen und Versammlungen waren aus Furcht vor der Bildung von Widerstandszellen zunächst verboten. 1946 wurde der Übungsbetrieb dann wieder aufgenommen. Die Wiedergründungsversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Traubing fand am 19. März 1949 statt. Die Nachkriegsjahre sind durch ein ruhiges Übungs- und Einsatzgeschehen gekennzeichnet.

 

1961 wurde die Traubinger Wehr mit einem Tragkraftspritzenanhänger ausgerüstet, der für 24 Jahre zuverlässige Dienste bei der Brandbekämpfung und bei Hochwassereinsätzen leistete. An eine Alarmierung bei Verkehrsunfällen oder zur technischen Hilfeleistung war ausrüstungsbedingt nur sehr eingeschränkt zu denken. Dies änderte sich 1985, als die Traubinger das alte Tutzinger Tanklöschfahrzeug übernahmen. Der Wassertank und die technische Ausrüstung erlaubten Einsätze bei Verkehrsunfällen; die neu angeschaffte Atemschutzausrüstung ermöglichte jetzt auch für die Traubinger Feuerwehr den für eine wirkungsvolle Brandbekämpfung notwendigen Innenangriff. Die Anforderungen in der Ausbildung und im Einsatz waren erheblich gestiegen. Das in Tutzing ausgediente Fahrzeug bescherte der Traubinger Feuerwehr einen richtungsweisenden Aufschwung und Motivationsschub. Der Wandel von der schlicht und einfach ausgestatteten Dorffeuerwehr hin zur universell einsetzbaren, technisch versierten Einheit nahm seinen Anfang. Die begonnene Modernisierung wurde 1989 mit der Beschaffung eines Mehrzweckfahrzeugs fortgesetzt.

 

Das zu den Fahrzeugen notwendige Feuerwehrhaus konnte 1991 feierlich eingeweiht werden. Hervorzuheben ist, dass aus einem ehemaligen landwirtschaftlichen Gebäude in weitestgehender Eigenleistung ein modernes Feuerwehrhaus entstand.

 

1992 stattete der Landkreis Starnberg die Feuerwehr Traubing mit einem Ölsanimat-Änhänger aus, einem fahrbaren Ölabscheider, der für die überörtliche Ölschadensbekämpfung bestimmt ist. Das alte Tanklöschfahrzeug wurde 1993 von einem Löschgruppenfahrzeug LF 8/6 abgelöst, das mit seiner vielfältigen Ausstattung das technische Herzstück der Feuerwehr bildet.

 

Zwei große Jubiläen wurden in der Vereinsgeschichte gefeiert. Im Rahmen der 100-Jahr-Feier 1974 war die hierfür angefertigte Feuerwehrfahne feierlich gesegnet worden. Die 125-Jahr-Feier 1999 gab Anlass, die seit 1992 bestehende Satzung zu ändern. Mit dem Eintrag in das Vereinsregister des Amtsgerichtes Starnberg wurde der Feuerwehrverein „eingetragener Verein“ und erlangte damit eigene Rechtsfähigkeit. Als umfassende heimatkundliche Beschreibung der Feuerwehr- und der Ortsgeschichte wurde mit der „Chronik der Freiwilligen Feuerwehr Traubing - Ein Stück Dorfgeschichte im Spiegel der Zeiten“ vom heutigen Vorstand Peter Scheifele ein Buch veröffentlicht, das nach Aussage des bayerischen Landesfeuerwehrverbandes seinesgleichen in Bayern und darüber hinaus sucht. Die Feierlichkeiten boten zudem Gelegenheit, das neu beschaffte Mehrzweckfahrzeug seiner Bestimmung zu übergeben.

 

Vor dem Hintergrund der langen Vereinstradition ist es erfreulich, dass die sich in Privatbesitz befundene historische Schubleiter 2003 an die Feuerwehr übergeben wurde und sich die Gemeinde Tutzing bereit gefunden hat, das alte „Requisitenlokal“ an der Starnberger Straße der Feuerwehr dauerhaft zur Verfügung zu stellen. Unserer Wehr war es Verpflichtung, diese ältesten Zeugnisse unseres Vereines nach historischem Vorbild zu erhalten und in Stand zu setzen.

 

Seit ihrer Gründung hat sich die Freiwillige Feuerwehr Traubing von einer Organisation zur Brandbekämpfung zu einer Gemeinschaft zur Hilfeleistung in vielfältigen, bedrohlichen Lebenslagen und Notfällen gewandelt. Freiwillig stellen sich ihre Mitglieder der Aufgabe, gemeinsam und effektiv dort zu helfen, wo Hilfe gebraucht wird. Die Freiwillige Feuerwehr Traubing wird durchschnittlich zu 25 bis 30 Einsätzen im Jahr gerufen. Schwerpunkte bilden mit mehr als drei Vierteln der Einsatztätigkeit die technische Hilfeleistung bei Verkehrsunfällen, Sturm- oder Hochwasserschäden sowie verschiedenste freiwillige Tätigkeiten, wie zum Beispiel die Absicherung örtlicher Veranstaltungen. Die Brandbekämpfung umfasst weniger als ein Viertel der Einsätze. Das vielfältige Einsatzspektrum reicht damit von der medizinischen Erstversorgung Verletzter über die technische Hilfeleistung und die Brandbekämpfung bis hin zu Einsätzen im Dienste des Katastrophen- und Umweltschutzes.

 

2010 leisten bei der Freiwilligen Feuerwehr Traubing 6 Kameradinnen und 36 Kameraden, davon 5 Jugendliche, ehrenamtlichen Feuerwehrdienst. Jugendliche werden vom vollendeten 12. Lebensjahr an als Feuerwehranwärter/innen aufgenommen.

Die Kameradinnen und Kameraden treffen sich jeden Montag um 19:00 Uhr im Feuerwehrhaus zur Übung. Des Weiteren unterstützen 186 fördernde Mitglieder die Feuerwehrarbeit.

 

Das Vereinsleben nimmt einen hohen Stellenwert ein. Aus der Kameradschaft und dem vertrauensvollen Umgang miteinander erwächst die Basis für gut funktionierende Teamarbeit. Gemeinsame Unternehmungen gehören daher genauso zum Vereinsleben, wie die Organisation von Vereinsfesten und die rege Beteiligung am Dorfleben. 

 

Der Rückblick in die bewegte Vereinsgeschichte der Freiwilligen Feuerwehr Traubing lässt zuversichtlich in die Zukunft blicken. Lehrt doch die Vergangenheit, dass sich  unsere Feuerwehr zum Schutz und zur Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger stets den sich ändernden Anforderungen entsprechend weiterentwickelt hat.

 

 

Historische Feuerlöschpumpe

Magirus-Lafettenspritze von 1927. (Renoviert 1998)

Historische Schubleiter

Fahrbare, hölzerne Schubleiter von 1913.

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